Gefahr durch die Krätzmilbe?

von Dr. med. Ute Dauenhauer

Seit einigen Wochen liest man es in der Presse oder sieht entsprechende Berichterstattungen im Fernsehen: Die Krätzmilbe Saccoptes scabiei mache sich in Kindergärten und Altenheimen breit und sorge bei den betroffenen Opfern für starken Juckreiz und Pustelbildung. Müssen wir uns jetzt vor einer möglichen Epidemie fürchten?

Die Fachwelt ist sich nicht einig, ob die Schlagzeilen um die hoch ansteckende Milbenerkrankung wirklich begründet sind.
Während die einen behaupten, dass die in der letzten Zeit bekannt gewordenen Fälle eindeutig auf ein erhöhtes Auftreten der Milbenart hinweisen, betonen andere, dass lediglich die zugenommene Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema dazu geführt hat, dass der Eindruck einer möglichen Epidemie entstanden ist. Schließlich trage die Pressearbeit erheblich dazu bei, dass überhaupt über dieses Gesundheitsthema gesprochen wird. Ohne den aktuellen Pressewirbel hätten die aufgetretenen Erkrankungen niemals Anlass zur Besorgnis gegeben.

Auf der einen Seite berichten Dermatologen und Arbeitsmediziner von einer eindeutigen Zunahme der Krätzmilben-Erkrankung in den vergangenen Jahren, vor allem bei solchen Patienten, deren Abwehrsystem ohnehin schon geschwächt ist, so beispielsweise bei älteren oder bei kranken Menschen. Die Krankheit, die ihren Höhepunkt das letzte Mal nach dem zweiten Weltkrieg hatte, breitet sich kontinuierlich bei den Betroffenen aus, indem die Milben täglich ihre Eier unter der Haut ansiedeln. Die Form der derzeit auftretenden Krätzmilbe sei besonders standhaft und deshalb durchaus ernst zu nehmen. Bisher wurden hygienisch unzureichende Verhältnisse als Ursache angesehen. Doch hier ist man sich heute nicht mehr ganz sicher. Hier besteht noch Forschungsbedarf.

Einige örtliche Gesundheitsämter vertreten eine andere Meinung zu dem Thema: Die wenigen aufgetretenen Fälle seien in der letzten Zeit lediglich überbewertet worden, weil zu viel darüber berichtet wurde.Rückfragen bei der pharmazeutischen Industrie ergaben, dass die Verschreibungen entsprechender Medikamente gegen die Krätzmilben-Erkrankung in der besagten Zeit eindeutig seltener erfolgten als im Vergleichszeitraum des Jahres 2001.